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Meldung vom 11.2.2003
Für Cletus von Pichler gibt es keinen Zweifel: 'Es war ein höllisch schwieriges Jahr', zieht der Vorstandsvorsitzende der Jungheinrich AG, Hamburg, Bilanz. Der Hersteller von Lagertechnik und Gabelstaplern bekam die Zurückhaltung der Kundschaft zu spüren: Die Hauptmärkte in Deutschland und Europa schrumpften um 5%, der Umsatz gab um 5,8% auf 1,46 Mrd. Euro nach.
Wichtiger als die Umsatzeinbuße ist für den Jungheinrich-Chef aber, dass der Hamburger Konzern seine Ebit-Umsatzrendite von 4,5% des Vorjahres übertreffen wird. Damit hat die Jungheinrich-Gruppe, die gemessen am Umsatz weltweit hinter Linde, Toyota und Nacco (Marke: Yale, Hyster) auf dem vierten Rang steht, beim Ertrag die dritte Position vor Nacco verteidigt. Jungheinrich habe seine Hausaufgaben gemacht und sich vom Flurförderzeughersteller zum produzierenden Logistikdienstleister gewandelt, sagt von Pichler. Dahinter steht, dass das Unternehmen den Vertrieb in eigene Hände genommen und die Dienstleistungen massiv ausgebaut hat. Hierzu gehören der Ersatzteil- und Kundendienst, Full-Service-Angebote für Großkunden und auch das Miet- und Leasinggeschäft. Mit 4300 Beschäftigten sind 46% der Gesamtbelegschaft inzwischen mit Dienstleistungen betraut.
Der Konzern konzentriert sich auf die Marke 'Jungheinrich'. Die Marken 'Steinbock', 'Boss' und 'Mic' werden nicht mehr gefertigt. Dafür machen sich die Kosten für die Schließung des Werks in England auch im laufenden Jahr bemerkbar. Die gesamte Produktion ist jetzt im Werk Moosburg konzentriert, von 2004 an will das Unternehmen dadurch jährlich 5 Mill. Euro sparen. Schließlich schlägt Jungheinrich im Ausland Pflöcke für den Direktvertrieb ein. Eggert Kuls von der Warburg Bank lobt die ertragsorientierte Strategie und setzt die Vorzugsaktie wie auch Justin Waine (Cazenove) auf 'kaufen.' Beim Weltmarktführer Linde hängt indessen der Haussegen in der Sparte 'Material Handling' , in der die Gabelstapler und Lagertechnik der Marken Linde, Still und OM zusammengefasst sind, schief.
In den ersten neun Monaten 2002 gingen die Umsätze um 1,5% auf 2,1 Mrd. Euro, die Auftragseingänge um 2,6% auf knapp 2,3 Mrd. Euro zurück. Besonders betroffen von den Einbußen wurde die Linde-Tochter Still GmbH. Hier gaben von Januar bis Ende Oktober die Umsätze um 1,6% auf 860 Mill. Euro, die Auftragseingänge sogar um 3,8% auf 886 Mill. Euro nach. Die Folge: Anders als Mutter Linde musste Still im Stammwerk in Hamburg im September in der Produktion kurzarbeiten. Aktuell sieht es nicht besser aus, auch im Januar fiel Kurzarbeit an.
Die Probleme bei Still sind zum Teil hausgemacht. Still habe sich zu sehr auf den Verkauf von neuen Staplern konzentriert, heißt es aus der Konzernzentrale. Das profitable Dienstleistungsgeschäft wurde vernachlässigt. Jetzt wurde mit Arne Schmidt ein Vertriebsleiter für Deutschland ernannt, dessen Hauptaufgabe der Ausbau der Dienstleistungen ist.
Aber auch Linde hat auf die Absatzschwierigkeiten reagiert.Unter dem Arbeitsnamen 'Trim 100' sollen in diesem und im nächsten Jahr die Kosten um insgesamt 100 Mill. Euro gesenkt werden. Dazu gehört, nach den Worten von Linde-Vorstand Hans-Peter Schmohl, dass Mutter und Töchter künftig Vorentwicklungen von Anfang an gemeinsam betreiben, um die Systemlieferanten stärker einzubinden. Der Anteil der von allen Marken gemeinsam verwendeten Komponenten, wie Lenk- und Antriebsachsen, soll verdoppelt werden.
Auf dem Weltmarkt wird 'Linde' mit den rotlackierten Fahrzeugen weiter als globale Einzelmarke geführt. Daneben soll es die 'orange' Markenfamilie geben, unter deren Dach die Marken Still, OM und das Joint Venture Komatsu laufen. Um Doppelentwicklungen zu vermeiden, wird sich Still auf den Bereich Elektrostapler, Komatsu auf Dieselstapler konzentrieren, OM steuert die Lagertechnik bei. Mittelfristig gilt ausgemacht, dass sich Still im Vertrieb auf Europa und Südamerika, Komatsu auf Nordamerika und Asien konzentriert. Das hieße, dass Komatsu Stapler von Still unter dem Namen Komatsu verkauft und umgekehrt. Langfristig ist denkbar, dass die Marke OM, die nur inItalien größere Bedeutung hat, in Still aufgeht.
Die Neuausrichtung der Marken soll Hubertus Krossa vorantreiben, der im Linde-Vorstand neben der Kältetechnik die Marketing- und Vertriebsverantwortung für die Flurförderzeuge übernommen hat. Bankanalysten zeigen sich von den Ankündigungen wenig beeindruckt. Eggert Kuls von M.M.Warburg sieht für Linde in diesem Jahr keine Ertragserholung und setzt den Konzern weiter auf 'verkaufen'.
Handelsblatt Nr. 020 vom 29.01.03, Seite 13