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Meldung vom 11.2.2003
340 Arbeitsplätze stehen beim Gabelstaplerhersteller Clark auf der Kippe. Die Insolvenz der amerikanischen Mutterfirma wurde zwar dadurch vermieden, daß eine koreanische Hutfabrik einstieg. Aber die Young An Hat Co. Ltd. übernahm nicht die europäische Tochter mit ihrem Sitz im Hafen. Deswegen verhandelte Geschäftsführer Kevin Reardon laut Betriebsratsvorsitzendem Heinz Westerwinter Donnerstag mit der Hausbank. Offensichtlich ohne großen Erfolg: Die Bank sperrte gestern Vormittag alle Konten. Clark ist dadurch nicht mehr zahlungsfähig. Das wurde den geschockten Mitarbeitern gestern bei einer Betriebsversammlung mitgeteilt.
Spontan wurde eine Mahnwache organisiert. Sie soll bis auf weiteres zum einen zeigen, daß die Belegschaft für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpft, zum anderen aber auch ganz praktisch verhindern, daß die Hutfirma sich die Konstruktions-zeichnungen unter den Nagel reißt: „Die neuen Besitzer haben auch eine Produktionsstätte für Busse – dort können auch Gabelstapler hergestellt werden“, so Westerwinter. Das Wochenende soll nicht dafür genutzt werden können, daß „Firmenvermögen beiseite geschafft wird“, äußert der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Ulrich Dörr, Befürchtungen. Deswegen seien auch Internetverbindungen in die USA und nach Korea gekappt worden.
Seit Monaten hat Clark erhebliche Schwierigkeiten. Zehn Monate Kurzarbeit mit teilweise der Hälfte der Arbeitszeit, zuletzt ganz ohne Arbeit, liegen hinter den Mitarbeitern. Westerwinter: „Der Januarlohn ist nicht gezahlt worden.“ Ein Sanierungskonzept (gute Produkte zu günstigen Bedingungen, was die Belegschaft anbot) wurde nicht erstellt. Gestern forderte Dörr die Geschäftsführung auf, unverzüglich Insolvenzantrag zu stellen, damit die Mitarbeiter wenigstens auf diesem Weg Geld bekommen. Die Mitarbeiter wollten heute eine Perspektive aufgezeigt bekommen. Jetzt fühlen sie sich verarscht“, meinte Dörr. „Das ist ein schwarzer Tag für Mülheim“.
Jetzt soll mit Hilfe eines neuen Investors versucht werden, die Arbeitsplätze zu retten. Frithjof Timm, früher Geschäftsführer, heute so genannter Sonderbeauf-tragter, soll einen solchen Investor suchen. Das Problem bei diesem Rettungsversuch: Kann der an sich als gut bekannte Name Clark beibehalten werden? Und gibt es schnell genug Vormaterial, um wieder produzieren zu können? „Die Produktion ist leergefegt“, weiß Westerwinter. „Wir haben kein Fitzelchen mehr hier. Und allein die Lieferung eines Motors dauert drei Monate.“
„Für uns steht im Vordergrund: Wie kann dieser auch für Mülheim wichtige Betrieb, wie können die Arbeitsplätze erhalten bleiben?“ meint Dörr. Und Westerwinter ergänzt: „Die Landesbürgschaft in Höhe von 30 Millionen Euro, die es angeblich niemals gegeben hat, die wird jetzt natürlich auch fällig.“
Just in diesem Moment kommt Timm vorbei, schließt gewissermaßen symbolisch das Tor zu. „Ich kann nichts sagen. Fragen Sie die Geschäftsführung.“ Doch wo ist die?
Neue Ruhr/Rhein Zeitung NRZ, Freitag, 31.01.2003