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Überall dort, wo kabelgebundene Breitband-Lösungen für den Internet-Zugang von Unternehmen nicht möglich sind, überbrücken Funkstrecken die Entfernung bis zum nächsten Kabelanschluss. DSL ist mit dieser Technologie für jeden machbar und erschwinglich.
Ralf Käß, verantwortlich für Arbeitsvorbereitung und EDV bei der Binos Maschinenbau GmbH im niedersächsischen Springe, hat vor einem Jahr eine clevere Entscheidung getroffen. Als die Deutsche Breitband Dienste GmbH aus Heidelberg wegen eines Standorts für eine Funk-Basisstation nachfragte, bot er Platz auf dem höchsten Firmengebäude des 15.000 qm großen Geländes an. Von dort aus wird das Gewerbegebiet der Stadt mit rund 30.000 Einwohnern mit DSL per Funk versorgt.
Für Binos ein doppelter Nutzen: „Als Vermieter können wir per Sprache und Daten kommunizieren, so viel wir wollen, und wir bekommen auch noch Geld dafür.' Denn die Mieteinnahmen decken den Preis für das Breitbandangebot DSL-onair Basic Service von 89 Euro locker ab. Obwohl die Telekom in der Region Hannover mit einem kabelgebundenen Breitbandanschluss nachgezogen hat, wird Antennenvermieter Käß der Funklösung von Deutsche Breitband Dienste treu bleiben. „Wir haben doch alles, was wir wollen.'
Vor allem in Gebieten, in denen für Unternehmen und Bevölkerung kein schneller Internet-Zugang möglich ist, weil für die dafür zuständige Deutsche Telekom das Einrichten solcher Services nicht rentabel ist, soll eine neue Funktechnologie dem Mangel abhelfen. Seit 2005 werden in sieben Bundesländern 25 entsprechende Netze betrieben. Die Region Hannover, Heidelberg, Berlin und Leipzig gehören zu den Vorreitern.
Die neue Funktechnik heißt Wimax (World-wide Interoperability for Microwave Access). Sie beruht auf den gleichen Standards für Computer-Netzwerke wie Ethernet, Token Ring oder Wlan (Wireless Local Area Network). Wimax bietet große Übertragungsraten bei sehr kurzen Reaktionszeiten. Die Leistung (Bandbreite) ist für hohe Datenmengen konzipiert. Besonders geeignet sind Anwendungen wie Telefonie und Videoübertragung für diese Technik, die als Alternative zum Mobilfunk im UMTS-Standard und zu kabelgebundenen DSL-Leitungen gilt. Eine Basisstation hat eine Versorgungsreichweite von zwei bis drei Kilometern. Je nach Auslastung einer Funkzelle können 46 Megabit pro Sekunde für Endgeräte wie Notebooks zur Verfügung stehen. In Labortestes sind sogar 108 Megabit bei einem Radius von 50 Kilometern möglich.
Für die Telekommunikations-Industrie bietet die Technologie interessante Perspektiven. Seit Anfang 2007 arbeiten 420 Unternehmen weltweit im Wimax-Forum gemeinsam an der Standardisierung und Kompatibilität von Wimax mit den Produkten von Unternehmen wie Nokia, Ericsson, Siemens, Motorola oder AT&T, British Telecom oder Deutsche Telekom.
Auch der Staat hat bereits reagiert. Einmal eingeführt, sollen die Lücken im Breitbandangebot mithilfe der neuen Technik nun bundesweit geschlossen werden. Dazu wurden die Versorgungsbereiche unter einem halben Dutzend Interessenten versteigert.
Bei der Vergabe der Lizenzen für den Breitbandzugang durch die Bundesnetzagentur ging es allerdings weit weniger spektakulär zu als bei der milliardenschweren Auktion der UMTS-Lizenzen zur Jahrtausendwende. Insgesamt 56 Millionen Euro zahlten fünf Bieter für die Rechte an 25 Versorgungsregionen. Den Zuschlag bekamen die amerikanische Firma Clearwire Corporate, die Deutsche Breitband Dienste GmbH, Inquam Deutschland GmbH sowie die italienische MGM Productions Group S.R.L. und die niederbayerische Televersa GmbH.
Die Lizenznehmer haben die Verpflichtung, bis Ende 2009 in ihren Gebieten 15 Prozent der Gemeinden mit der Funklösung zu versorgen, zwei Jahre später müssen es 25 Prozent sein. Die Regionen sind von der Bundesnetzagentur festgelegt und reichen von Schleswig mit 680 Gemeinden, Hannover/Braunschweig mit 326 bis Niederbayern und die Oberpfalz mit 234 und 408 Gemeinden.
Für die südöstlichen Gebiete in Deutschland hat sich die Televersa GmbH im niederbayerischen Töging die Lizenzen gesichert. Jürgen Pfizner, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, verspricht sich ein gutes Geschäft: „Ich erwarte, dass wir den Break-even in spätestens eineinhalb Jahren erreichen werden. In den ersten fünf Monaten seit Beginn des Jahres haben wir bereits 5.000 Kunden gewonnen.' Die Nachfrage für das Angebot FlyingDSL sei hoch, denn im ländlichen Raum zwischen Amberg und Berchtesgaden ist ein auf Funk basierendes Netz die einzige Chance zu einem schnellen Internet-Zugang. Für die Telekom rechne sich die DSL-Versorgung auf neu verlegten Kupferleitungen nicht. Außerdem bestehe für den einstigen Monopolisten keine Verpflichtung für den Ausbau.
Für die Versorgung benötigt Pfizner 90 Basisstationen, die ähnlich wie Mobilfunkantennen senden und empfangen. Eine Diskussion über Standorte und mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen kennt Pfizner nicht: „Der TÜV hat mit Tests nachgewiesen, dass die Systeme auf Wimax-Technik um 40 Prozent unter der Strahlungsleistung von normalen UMTS-Mobilfunkantennen liegen.'
Quelle: mum 7/2007