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Vergleicht man die Zahl der ausgelieferten Flurförderzeuge, ist kaum ein Unterschied zwischen dem Berichts- und dem Vorjahr zu erkennen. Dennoch meldet der Flurförderzeugmarkt weltweit deutliche Verschiebungen. Zum einen haben die elektromotorisch angetriebenen Stapler denen mit Verbrennungsmotor erneut Marktanteile abgenommen. Zum anderen weisen die Regionen entgegengesetzte Entwicklungen auf; mit dem Ergebnis, dass fast alle europäischen Hersteller Zuwächse, die meisten asiatischen dagegen Rückgänge zu verbuchen hatten. JÜRGEN WARMBOLD
Im Berichtsjahr 2015 ist der Auftragseingang nach Einheiten laut World Industrial Truck Statistics (WITS) global von 1 088 366 (2014) auf 1 099 880 gestiegen. Aufgrund dieser marginalen Steigerung ergibt sich beim dritten Zuwachs in Folge ein Plus; in diesem Fall jedoch nur von 1 Prozent (Vorjahr 7,7 Prozent). Zu diesem leicht positiven Ergebnis haben vor allem die europäischen Märkte, aber auch die amerikanischen beigetragen.
In Europa haben die Auftragseingänge, verglichen mit 2014, um 28 788 auf 373 321 Flurförderzeuge (Vorjahr: 344 533) zugelegt (8,4 Prozent). Allerdings vor einem Hintergrund sich unterschiedlich entwickelnder Märkte in West- und Osteuropa. Das Marktvolumen in Westeuropa ist gegenüber 2014 (287 000 Einheiten) im Berichtsjahr auf 320 000 gestiegen (11,5 Prozent). Ein Ergebnis, zu dem Frankreich mit 12,3 Prozent, Großbritannien mit 14,5 Prozent, Italien mit 21,1 Prozent und Spanien mit 26,4 Prozent, aber auch Deutschland mit 8,4 Prozent wesentlich beigetragen haben. In Osteuropa ist das Marktvolumen auf 53 300 (Vorjahr 57 400) gefallen (-7,1 Prozent). Ohne Russland, wo der Markt um 39,3 Prozent eingebrochen ist, sind die Märkte in Osteuropa um knapp 10 Prozent gewachsen.
In Amerika verzeichnet man zwar erneut einen Zuwachs, der aber mit 3,7 Prozent (2014: 267 716 / 2015: 277 542) wieder geringer ausgefallen ist als im Vorjahr. Davon hebt sich der nordamerikanische Markt ab, der ein Wachstum von 219 400 (2014) auf 235 100 (2015) Einheiten aufweist (7,2 Prozent). Der afrikanische Markt ist rückläufig gewesen; die Auftragseingänge in Australien/Ozeanien stagnieren weitgehend. In Asien ist die Stückzahl der bestellten Flurförderzeuge von 438 327 (2014) auf 413 777 (2015) und demzufolge um 5,6 Prozent gesunken. Der Grund hierfür liegt in einem starken Rückgang in China (-13 Prozent), der wiederum auf der nachlassenden Nachfrage nach verbrennungsmotorisch angetriebenen Staplern beruht. So hat sich die Zahl der in China georderten Flurförderzeuge von 273 300 (2014) auf 238 300 Einheiten (2015) verringert.
Weltweit betrachtet, melden die WITS in Bezug auf die Flurförderzeugklassen und die bestellten Einheiten vor allem Zuwächse. Nur in der Klasse 4/5 (verbrennungsmotorisch angetriebene Gegengewichtsstapler) ist ein spürbarer Rückgang um 9,6 Prozent zu verzeichnen. Trotzdem bildet die Klasse 4/5 mit 39,8 Prozent nach wie vor die mit Abstand größte Warengruppe (Vorjahr 44,5 Prozent). Die Steigerungen in der Klasse 1 (Elektro-Gegengewichtsstapler) liegen bei 6 Prozent, in der Klasse 2 (Lagertechnikgeräte mit Sitz oder Standplattform) bei 7,7 Prozent und in der Klasse 3 (Elektro-Mitgängergeräte) bei 12,3 Prozent. In Stückzahlen betragen die Auftragseingänge in Klasse 1 192 346 (Vorjahr: 181 511), in Klasse 2 113 824 (Vorjahr: 105 645), in Klasse 3 355 923 (Vorjahr: 317 002) und in Klasse 4/5 437 787 (Vorjahr: 484 208). Der gesamteuropäische Markt ist ein Spiegelbild des Weltmarktes: Abgesehen von den verbrennungsmotorisch angetriebenen Flurförderzeugen haben alle Geräteklassen zugelegt. Allerdings ist der Rückgang der Diesel- und Treibgasstapler in Europa mit gut 2 Prozent geringer ausgefallen als in den anderen Regionen.
Vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 beziehungsweise Intralogistik 4.0 und dem wachsenden E-Commerce-Bereich, der im Wesentlichen nach innerbetrieblichen Einsätzen verlangt, dürfte es unter den Geräteklassen weitere Verschiebungen hin zu elektromotorisch angetriebenen Flurförderzeugen geben. Dabei werden sowohl teil- als auch vollautomatische Lösungen einschließlich entsprechender Kommunikationsplattformen gefragt sein. Dessen ungeachtet ist davon auszugehen, dass Gegengewichtsstapler mit Verbrennungsmotor weiterhin Abnehmer finden. Zumal in Schwellenländern, in denen die Betreiber primär preisgünstige Flurförderzeuge einsetzen, auch künftig gute Absatzchancen für einfache Geräte bestehen werden.
Abgesehen von den Auftragseingängen melden die WITS Daten zu den ausgelieferten Fahrzeugen. Nach einer Zunahme 2014 in Höhe von 7,5 Prozent ist die Menge im Berichtsjahr erneut gestiegen, aber nur marginal von 1 063 029 (2014) auf 1 064 224 Einheiten (2015) und somit um 0,1 Prozent. Ergänzende Angaben lassen sich aus unseren Grafiken zum „Weltmarkt der Flurförderzeuge“ und zu den „weltweiten Flurförderzeug-Lieferungen“ ablesen. (Quellen: WITS Information Sheet 2015; Geschäftsberichte Jungheinrich und Kion)
Die Zukunftsaussichten
Im dritten Quartal 2016 (kumuliert) ist das Weltmarktvolumen an Flurförderzeugen (Auftragseingänge in Stückzahlen), verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, von 827 944 auf 876 744 Einheiten angewachsen. Daraus resultiert eine Steigerung um 5,9 Prozent. Aufgrund dieser Ergebnisse rechnen wir für 2016 beziehungsweise 2016/2017 ebenfalls mit einer Erhöhung. Wie im Gesamtjahr 2015 basieren die Zuwächse in den ersten neun Monaten 2016 auf den Flurförderzeugklassen 1 bis 3. Klasse 1 ist von 141 635 auf 152 464 Geräte gestiegen (7,7 Prozent), die Lagertechnik insgesamt (Klassen 2 und 3 zusammengefasst) von 348 920 auf 394 246 (13 Prozent). Die Bestellungen der Klasse 4/5 sind dagegen erneut rückläufig. Das lässt sich an den Auftragseingängen für verbrennungsmotorisch angetriebene Geräte erkennen, die im Vergleich der ersten drei Quartale von 337 389 (2015) auf 330 034 (2016) Einheiten gesunken sind (-2,2 Prozent).
Von den bislang 2016 weltweit bestellten Flurförderzeugen (Januar bis September) entfallen 311 900 auf Europa (+13,5 Prozent) und davon 46 500 auf Osteuropa (+19,5 Prozent). Auch China 202 700 (+8,5 Prozent), Asien im Ganzen gesehen 331 700 (+3 Prozent) und Nordamerika 177 400 (+3,1 Prozent) entwickeln sich positiv. Die übrigen Regionen verzeichnen Rückgänge auf 55 700 (-5,6 Prozent). (Quellen: WITS Information Sheet Q3-2016; Jungheinrich Quartalsmitteilung Q3-2016)
Veränderungen als Konstante In jedem Jahr gibt es Unternehmen, die aus der Weltrangliste ausscheiden, und andere, die wir aufnehmen. Im Berichtsjahr 2015 beziehungsweise 2015/2016 hat es zwei Abgänge und einen Zugang gegeben. Verlassen haben die Weltrangliste die Tailift Group, Republik China, und EP Equipment, Volksrepublik China. Tailift ist von Toyota übernommen worden. EP Equipment möchte ein Jahr aussetzen, ohne Gründe dafür zu nennen. Hinzugekommen ist die Genkinger GmbH nach ihrer Trennung von der ehemaligen Schwestergesellschaft Hubtex.
Marktanteile der Firmen
Da die Flurförderzeughersteller, wenn überhaupt, ihre Marktanteile nicht wertmäßig, sondern stückzahlbezogen angeben, haben wir als Alternative dazu, auf Basis der in der Weltrangliste aufgeführten Umsätze, eine Tabelle mit den Prozentualen Anteilen der wertmäßigen Erlöse aller beteiligten Unternehmen erstellt. Daraus hat sich eine Summe ergeben, die wir um eine sogenannte Dunkelziffer in Höhe von 5 Prozent ergänzt haben. Die auf diese Weise ermittelte Gesamtsumme dürfte annähernd der Größe des Weltmarkts entsprechen. Aufgrund der Berechnung der Anteile nach wertmäßigen Umsätzen beleuchten wir den Markt zusätzlich aus einer anderen Perspektive. Ein wichtiger Ansatz, zumal der Durchschnittspreis einzelner Flurförderzeuge von wenigen hundert Euro, etwa für einen Handgabelhubwagen, bis zu rund einer Million Euro für einen Reachstacker differieren kann.
Vorteile von Durchschnittswechselkursen
Aufgrund ständig schwankender Wechselkurse rechnet die Redaktion die für die dhf Weltrangliste gemeldeten Valutawerte seit dem Vorjahr über die Durchschnittswechselkurse des betreffenden Kalenderjahres in Euro um. Somit lassen sich die Unternehmensergebnisse realistischer beurteilen. Dazu trägt auch die Nennung der Umsätze in der jeweiligen Landeswährung bei, ein Alleinstellungsmerkmal der dhf Weltrangliste! Die Vorteile von Durchschnittswerten zeigen sich auch im aktuellen Berichtsjahr, für das der Flurförderzeugmarkt deutliche Verschiebungen meldet. Ein Beispiel sind die sich konträr entwickelnden Regionen Europa und Asien.
Der Einfluss der Devisenkurse
Da die Weltrangliste der Flurförderzeuge im Euro- Raum erarbeitet wird, geben wir die Umsätze in Euro an. Wir tun dies, obwohl die Länder, die nicht zur Euro-Zone gehören, nach lokalen Gesetzen zur Rechnungslegung in der Landeswährung verpflichtet sind.
Bis zum Berichtsjahr 2013 beziehungsweise 2013/2014 haben wir in diesen Fällen, nach den Kursen der Europäischen Zentralbank (EZB), zum Geschäftsjahresende des jeweiligen Unternehmens umgerechnet und die Werte in der „Umrechnungstabelle zur Weltrangliste“ eingetragen. Als Reaktion auf den starken Kursrutsch des Euro im ersten Quartal 2015, beispielsweise verglichen mit dem US-Dollar und dem Yen, rechnet die Redaktion die für die dhf-Weltrangliste gemeldeten Valutawerte ab dem Geschäftsjahr 2014 respektive 2014/2015 über die Jahresdurchschnitts-Wechselkurse in Euro um. Diese beziehen sich auf das betreffende Kalenderjahr, in das mindestens neun Monate der Geschäftsjahre aller Unternehmen fallen.
Aufgrund der Kursschwankungen, die auch in Zukunft nicht auszuschließen sind, ist deutlich geworden, dass die bisherige Praxis, den Kurs des letzten Tages des jeweiligen Geschäftsjahres zugrunde zu legen, zu ungerechten Bewertungen führen kann. Eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahren ist weiterhin gegeben, weil die Abweichungen, die aus der Umstellung resultieren, weniger gravierend sind als die, die aufgrund der starken Kursschwankungen aufgetreten wären.
Nach wie vor listet die dhf-Weltrangliste die Geschäftsjahresumsätze auch in der jeweiligen Landeswährung auf und bietet damit ein Alleinstellungsmerkmal, durch das erst ein realitätsnaher Vergleich der Flurförderzeughersteller möglich ist!
Erläuterungen zur Liste
• Die Tabelle der Weltrangliste zeigt die einzelnen Unternehmen in absteigender Reihenfolge des Flurförderzeugumsatzes. Sie sind mit ihrem Logo, ihrem Kurznamen und dem Land der Firmenrespektive Konzernzentrale aufgeführt. Bei den Erlösen handelt es sich um konsolidierte Nettoumsätze, also ohne Interdivision- und Intercompany-Umsätze.
• Wir haben Hersteller aufgenommen, die mindestens 10 Mio. Euro Umsatz mit Flurförderzeugen im Berichtsjahr ausweisen. Analog zu den Gepflogenheiten renommierter Produzenten zeigen wir, falls realisierbar, die Daten der letzten fünf Jahre.
• Die Kurstabelle basiert auf dem Euro. Die Währungen haben wir, den Kursen der Europäischen Zentralbank (EZB) entsprechend, anhand von Jahresmittelwerten umgerechnet.
• Die Angaben zum Gewinn oder Verlust des jeweiligen Herstellers beziehen sich auf das Gesamtunternehmen. Auf Zahlenangaben verzichten wir in der Tabelle, stattdessen geben wir „G“ für „Gewinn“, „V“ für „Verlust“ und „U“ für „unbekannt“ an. In den Kommentaren zu den Unternehmen gehen wir gelegentlich näher auf die erreichten Ergebnisse ein.
• Die Haupttabelle enthält Spalten für die Anzahl der Mitarbeiter des Gesamtunternehmens und des Flurförderzeugbereichs. Bei Herstellern mit einer Mischproduktion ist die Personalstärke in der Flurförderzeugsparte oft nicht genau feststellbar. Daher sind hier manche Felder freigeblieben.
• Neben der Haupttabelle veröffentlichen wir eine Schnellübersicht mit dem Flurförderzeugumsatz in Euro, mit den sich aus den einzelnen Erlösen ergebenden Marktanteilen sowie mit der Bewegungsrichtung bei den Platzierungen im Vergleich zum Vorjahr.
• Ein Teil der in unserer Weltrangliste aufgeführten Hersteller sind Kapitalgesellschaften, die im Sinne der Handelsgesetzbücher (Commercial Codes) der Herstellerländer gesetzlich zur Erstellung und Veröffentlichung von Geschäftsberichten verpflichtet sind. Anhand dieser Geschäftsberichte, die wir eingehend analysiert haben, können wir die Unternehmen nach den erforderlichen Kriterien einordnen. Den Geschäftsberichten liegen in der Regel Gewinnund Verlustrechnungen, Bilanzen sowie Kapitalflussrechnungen (Cashflow Statements) bei, woraus sich die Leistungsfähigkeit und die Krisenfestigkeit ermitteln lassen. Abgesehen davon haben wir uns im Internet informiert, Zahlen und Fakten daraus entnommen und, soweit möglich, überprüft, ob die Internetauftritte aktuell sind. Außerdem sind an alle Hersteller Fragebogen verschickt worden. Die von den Unternehmen darin genannten Angaben hat die Redaktion nach einer Plausibilitätsprüfung übernommen, wenn keine anderen Informationen vorgelegen haben.
Erfreulicherweise ist die Informationsbereitschaft der Unternehmen sehr groß. Es gibt nur wenige Firmen, die keine Auskünfte liefern. In diesen Fällen rechnen wir die Vorjahresumsätze entsprechend den Veränderungen in dem jeweiligen Land hoch.
Kommentare zu den einzelnen Unternehmen, anschauliche Grafiken zum Weltmarkt der Flurförderzeuge sowie weitere ausführliche Erläuterungen und Hintergründe zu den in der Weltrangliste aufgeführten Firmen gibt es in der Originalausgabe der dhf-intralogistik. Ein Sonderdruck der Weltrangliste kann dort ebenfalls bestellt werden.
www.dhf-magazin.com
Quelle: dhf-intralogistik 12/2016
Bild 3:
Jürgen Warmbold, selbstständiger Fachjournalist,
ist Autor der Weltrangliste Flurförderzeuge.